Frau spaziert im Wald

Drei Schweizer Wälder für die perfekte Wanderung

Wandern ist angesagt. Noch besser aber ist das Waldbaden, eine uralte japanische Anti-Stress-Massnahme. An diesen drei Orten in der Schweiz kannst du hervorragend waldbaden, mit oder ohne USZIT.

Höchste Zeit für «Shinrin Yoku». Der japanische Begriff heisst auf Deutsch etwa so viel wie «Waldbaden». Aber nicht in Badehose oder Bikini. Es bedeutet, dass man sich dem Wald intensiv hingibt und mit ihm beschäftigt. Dass man ihn erwandert und wahrnimmt. In Japan gilt das Waldbaden als eine Art Meditation und als Anti-Stress-Massnahme.

Der «Wald der Zukunft», das Hauptprojekt des WWF, an welches die fünf Rappen pro USZIT gehen, ist leider noch nicht ganz so weit. Er ist erst frisch angepflanzt und braucht noch Jahrzehnte, bis er zum ausgewachsenen Wald wird. Und die normierten Fichtenwälder unserer Breitengrade sind auch nicht wirklich die richtige Umgebung fürs Abtauchen. Doch auch bei uns gibt es Perlen. 

5 Rappen von jeder verkauften Dose sind für den Schutz des Schweizer Waldes bestimmt.

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Diese drei Wanderungen laden zum Waldbaden nach japanischer Façon ein:

Wo der Wald eine Kathedrale ist
Ist Kirche nicht dein Ding? Hier schon. Südlich von Beromünster gibt es einen kleinen Wald, der beinahe so aussieht wie eine Kirche. Die Wipfel der Bäume links und rechts des Weges laufen gegen oben zusammen: Es entsteht der Eindruck, man laufe durch eine Kirche mit Mittel-, Seitenschiff und Chor.

Das Beste daran: Der Wald sieht mit voller Absicht so aus. Das Stift Beromünster beauftragte seinen Baumeister vor 230 Jahren, einen waldigen Erholungs- und Meditationsweg zu errichten, der an seinen kirchlichen Zweck erinnern soll. Baumeister Putschert tat wie geheissen: Er liess Steine wegsprengen, eine Kuppe planieren.
Die Vorbereitungen dauerten einige Monate.

Aus Basel wurden gegen 100 Kastanienbäume und über 3000 Hagebuchen angeliefert, die gemeinsam für den Kirchen-Effekt sorgten. Mit den Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten ist die Waldkathedrale langsam verwildert. Die meisten der ursprünglichen Bäume sind gestorben, einige stehen aber schon die ganzen 230 Jahre da. Der Wald soll mittelfristig wieder im damaligen Sinn restauriert werden.

Das Gebiet ist problemlos nach einem kurzen Spaziergang aus dem Dorfzentrum erreichbar, der Standort ist auf Google Maps auffindbar. Und wer schon in Beromünster ist: Der Ort im Herzen der Schweiz war historisch in vielerlei Hinsicht sehr wichtig. Neben dem Besuch des Stifts lohnt sich auch ein Abstecher zur ehemals berühmtesten Antenne der Schweiz. Über diese wurde einst Radio Beromünster ins ganze Land ausgestrahlt. Daraus entstand später Radio DRS, das heutige SRF. Die Antenne ‒ 217 Meter hoch und offiziell Blosenbergturm genannt ‒ ist mittlerweile stillgelegt.

Wo der Wald gemeindelos ist
Die Gliederung der Schweiz kennt jedes Schulkind: Es gibt den Bund, dann den Kanton und schliesslich die Gemeinden. Eine Erinnerung an diese Aufteilung gibt es jährlich spätestens mit der Steuerrechnung. Alles gehört zu einer Gemeinde. Alles. Wirklich alles?

Auf der Karte des Kantons Freiburg gibt es eine Ausnahme von 2,5 Quadratkilometern: der Galmwald zwischen Gurmels, Ulmiz und Murten. Verantwortlich für das Unikum ist ein Herr namens Napoleon, der den Galmwald Anfang des 19. Jahrhunderts dem Kanton Freiburg zusprach. Dort blieb das Stück bis heute und wurde keiner Gemeinde zugeteilt. 

Ganz natürlich ist auch der Staatswald Galm nicht mehr. Über die Jahrhunderte wurden hier insbesondere Eichen gepflanzt. Der ursprüngliche Gedanke dahinter: Nahrung für die Schweine anpflanzen. Vielleicht liegt es aber dennoch an der Zugehörigkeit zu keiner Gemeinde, dass dieser Wald ursprünglicher und majestätischer wirkt als mancher andere in der Umgebung.

Einen einzigen Bewohner hatte der gemeindelose Wald übrigens. Im dritten Viertel des
20. Jahrhunderts lebte ein Einheimischer in einem nicht mehr benutzten Militärbunker bei Salvenach. Bekannt war der Aussteiger als «Bunker-Ärnschtu».

Der Galmwald befindet sich etwa in der Mitte zwischen den historischen Orten Laupen und Murten. Zu Fuss dauert eine Wanderung zwischen den zwei Städtchen etwas über drei Stunden. Allerdings kann man sich auch auf einem Wald-Lehrpfad die Zeit vertreiben.



Wo der Wald alt ist, aber so richtig uralt
Denkt man beim Wort «Gotthard» an die Strecke Göschenen–Airolo, so kommt einem bei der Verbindung Brig–Iselle sofort «Simplon» in den Sinn. Einer der bekanntesten Tunnel der Schweiz – wer kennt die Autoverlads-Meldungen im Radio nicht? Aber eben auch ein Pass mit reicher Geschichte. Das majestätische alte Spittel mitten im Nirgendwo zieht den Betrachter in seinen Bann. Natürlich sieht man es, wenn man mit dem Auto über den Pass fährt. Aber warum nicht aussteigen und loswandern?

Etwas weiter gegen Süden befindet sich an der Südflanke des Breithorns der Hittuwald.
Ab Simplon-Dorf (erreichbar mit dem Postauto von Brig aus) geht es auf direktem Weg in diesen Wald, der den Namen von einem benachbarten Maiensäss hat. Der Hittuwald ist ein Lärchenwald, wie er für die Walliser Alpen typisch ist. Und doch nicht typisch: denn er gilt als der allerälteste zusammenhängende Lärchenwald der Schweiz. Experten sprechen von einem Alter von bis zu 850 Jahren!

Er verfügt über eine ganz andere Struktur als die bereits erwanderten Wälder im Mittelland, er ist lichter und lockerer – und dennoch ganz waldig.
Die Bäume des Hittuwaldes konnten übrigens nicht «trotz» des Menschen so alt werden. Sondern auch «dank» des Menschen. Im Gebiet wurden einst Geissen gehalten, die sich von allerlei Grünzeug ernährten, darunter von den kleinen Stielen der Jungbäume. So konnte sich der Wald nie erneuern, die alten Bäume erhielten keine Konkurrenz der jungen. Mittlerweile wurde die Ziegenhaltung längst aufgegeben, die uralten Lärchen werden langfristig verschwinden und durch jüngere ersetzt. Und das ist in diesem Fall eigentlich natürlicher als der jetzige Zustand.

Waldbaden wir also im Hittuwald, solange er noch ist, wie er ist. Eine Rundwanderung ab Simplon-Dorf dauert nur etwa zwei Stunden.